Die Stadt Schwaan

Die ältesten Nachweise für eine Besiedlung der Schwaaner Gegend stammen aus ca. 2600 v.u.Z. Als Handelsplatz spielte das südlich von Schwaan an der Warnow gelegene Gebiet schon immer eine bedeutende Rolle. Hier führte auch ein alter Übergang der Fernhandelsstraße „Via regia“, die in West-Ost-Richtung die Warnow kreuzte, entlang.

Viele archäologische Funde bezeugen die große Bedeutung dieses Warnowübergang, von denen zwei besondere Erwähnung verdienen. Die Entdeckung des Silberschatzes von Schwaan im Jahre 1859, der um 1030 niedergelegt worden sein muß, erregte einige Aufmerksamkeit. Ebenso bedeutend war der Schwaaner Waffenfund, der Waffen aus der Zeit zwischen 1600 v.u.Z. und 1500 u.Z. umfaßt, die 1927/28 aus der Warnow geborgen wurden.

Wie viele norddeutsche Orte ist Schwaan slawischen Ursprungs und verdankt seine Gründung der äußerst günstigen strategischen Lage zwischen Warnow und Beke. Den Slawen, die das Land ab dem Jahre 600, besiedelten bot sich durch Wasser und Moor ein geschützter Standort, das umliegende Land wurde für die Ackerwirtschaft urbar gemacht. Auch der Ortsname Schwaan ist slawischen Ursprungs. Mit der Ermordung des Slawenfürsten Niklot auf der Burg Werle, 5 km südlich von Schwaan durch den Sachsenherzog Heinrich der Löwen war das Ende der Slawenzeit 1160 in Mecklenburg besiegelt.

Der historische Stadtkern

Das alte Zentrum der Stadt wird im Osten durch die Warnow und im Westen, Nordwesten und Norden durch die Beke begrenzt. Zum historischen Stadtkern gehören unter anderem das Rathaus, die Kirche, das Pfarrhaus mit dem Pfarrhof, das älteste Schulgebäude und das Kunstmuseum. Bei einem gemütlichen Stadtbummel sind alle Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar.


Das Rathaus

Der letzte große Standbrand im Jahr 1765 zerstörte auch das Rathaus am Markt. Das heutige Rathaus wurde 1780 als eingeschossiges Sessionshaus für die Magistratssitzung errichtet. Es sollte als Provisorium bis zum Bau eines neuen Rathauses auf dem Markt dienen. Leider fehlte für einen Neubau das Geld und so erhielt das Gebäude am Pferdemarkt 2 im Jahre 1865 seine heutige Form und wurde endgültig Rathaus. Es beinhaltet neben der Stadtverwaltung auch das Amt Schwaan, zu dem nicht nur die Stadt selbst, sondern auch einige Gemeinden des Umlandes gehören.


Die Kirche St. Paulus und das Pfarrhaus

Die weithin sichtbare Kirche, Anfang des 13. Jahrhundert erbaut, mit dem massiven Kirchturm liegt mitten in der Stadt. Auffällig ist die Vermischung von romanischen Rundbogen- und gotischen Spitzbogenelementen. Sie ist damit ein charakteristischer Bau aus der Zeit des Übergangs von der Romanik zur Gotik. Der zuvor achteckige Turmhelm wurde 1840 nach einer schweren Beschädigung durch ein Unwetter in seiner heutigen viereckigen Form völlig erneuert. Die Kirchturmuhr wurde von einem Doberaner Hofuhrmacher 1841 als eine Einzeigeruhr angefertigt, die nur die volle Stunde anzeigt. An der Südseite sind zwei Sonnenuhren sichtbar, die auf die genaue Ortszeit hinweisen. Die St. Pauluskirche ist die erste reine Backsteinkirche in ganz Nord-Ost-Deutschland. Auf das Pfarrhaus wurde in einer Urkunde von 1276 erstmals hingewiesen. Die Stadtbrände zerstörte es mehrmals. Der Oberlandbaumeister Carl Severin entwarf das neue Pfarrhaus. Die Bauzeit vom Frühjahr 1847 bis zum Herbst 1848 war für damalige Zeiten sehr kurz. Das auf sparsame Weise gebaut wurde, ist noch heute im Innenbereich sichtbar. Das Bauholz war bereits an anderer Stelle eingebaut gewesen, was sich an den sichtbaren Balken im Gemeindezentrum nachvollziehen lässt.


Die „Ossenschaul“

Das jetzige Verwaltungsgebäude (Rathaus) in der Kirchenstraße hat seine eigene interessante Geschichte. Dieses ehemalige Schulgebäude wurde 1832 errichtet. Das notwendige Bauholz musste aus weit entfernten Wäldern herangeholt werden. Da das Geld knapp war, übernahmen diesen Transport die Ackerbürger mit ihren Ochsengespannen. Als Gegenleistung brauchten sie für ihre Kinder kein Schulgeld zu zahlen. Und so entstand der Name Ossenschaul, auf hochdeutsch Ochsenschule.

Die Schwaaner Wassemühle

Das Gebäude der alten Wassermühle ist eines der ältesten Gebäude der Stadt und eines der wenigen Häuser, die den großen Stadtbrand überstanden haben. Das Haus selbst ist um 1790 als Großherzogliche Mühle errichtet worden, die dann 1850 an die Stadt Schwaan für eine stolze Summe verkauft wurde. Seither ist die Stadt Schwaan Besitzer dieser Liegenschaft. Das letzte Getreide wurde um 1985 verarbeitet.

Ihr heute einladendes Wesen verdankt sie einer behutsamen und liebevollen Restaurierung. 2002 als Kunstmuseum eröffnet, befindet sich im Erdgeschoss eine Tourist Information, ein historischer Mühlenraum, ein Museumsshop und auf weiteren drei Etagen Galerieräume. Das Museum zeigt die mecklenburgische Malerei mit dem Schwerpunkt der Künstlerkolonie Schwaan im 19. und 20 Jahrhundert in wechselnden Ausstellungen.

Die Künstlerkolonie Schwaan

Im Zuge der Entstehung zahlreicher Künstlerkolonien in Europa während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand auch in Schwaan um 1890 eine Gemeinschaft von Malern. Die gebürtigen Schwaaner Franz Bunke, Rudolf Bartels, Peter Paul Draewing und der Hamburger Alfred Heinsohn bilden die Hauptsäulen der einzigen Mecklenburger Künstlerkolonie. Sie studierten an der Weimarer Malerschule Landschaftsmalerei unter realistischer Natursicht und betrieben in der mecklenburgischen Heimat ihr Naturstudium. Dem Maler und Professor Franz Bunke ist der Durchbruch der Freilichtmalerei in Mecklenburg zu verdanken. Mit seinen Schülern reiste er Jahr für Jahr nach Schwaan, um in den Sommermonaten in der Natur zu malen.

Bild links:

Die Künstler der Schwaaner Kolonie im Hotel Drewes, um 1900
Obere Reihe, stehende Personen, v.l.n.r. Alfred Heinsohn, am Klavier lehnend Franz Bunke. Daneben Richard Starcke. Vor dem Gemälde in Seitenansicht Peter-Paul Draewing. Otto Tarnogrocki wendet sich Karl Bartels zu. Zweiter von links neben dem Kellner; Rudolf Bartels.

Untere Reihe sitztend: v.l.n.r. Klavierspielend Eugen Harder, Drogist, Im Rücken Karl Gumbert, Zimmerer, Am Tisch vordergründig in Seitenansicht Reinhard Neubert (Student aus Weimar). Darüber in Vorderansicht Otto Bartels. Daneben Otto Gumbert, Zigarrenmacher. Im Vordergrund mit Bierkrug Karl Drewes.